Know Your Enemy – überwältigendes Medieninteresse

Der Tagesspiegel, die Berliner Zeitung, Bild, B.Z und dpa berichteten – alle ausführlich, weil den Journalisten bewusst war, dass diese todbringenden russischen Waffen nur im Berlin Story Bunker zu sehen sind.

 

 

Für den Tagesspiegel berichtet am 26. Juni 2024 Sebastian Leber. Er hatte sich Know Your Enemy bereits im Entstehen angesehen – und er hatte im September 2020 ausführlich über „Hitler – wie konnte es geschehen“ geschrieben.Ausstellung „Know your Enemy“ in Berlin: Was Russlands Waffen über Putins Krieg verraten

Wie modern ist die Technik, mit der die russische Armee in der Ukraine kämpft, und welche Geheimnisse stecken in ihr? Eine Ausstellung in Berlin gibt bemerkenswerte Einblicke.

Die LPD-801 sieht aus wie ein schwarzes Sturmgewehr. Tatsächlich verschießt sie jedoch keine Kugeln, sondern versendet Funkwellen und soll es so russischen Soldaten ermöglichen, feindliche Drohnen vom Himmel zu holen. Dafür hat die LPD-801 vorne, wo beim Sturmgewehr der Lauf wäre, drei Antennen, umhüllt von einem Plastikrohr.

Museumsdirektor Enno Lenze hebt die Waffe an und zeigt auf die Prägung an diesem Rohr: „Valsir“. So heißt ein italienisches Unternehmen, das eigentlich Spülkästen für Toiletten herstellt. Lenze schmunzelt. „Die russischen Konstrukteure haben also in ihre LPD-801 ein italienisches Abflussrohr eingebaut.“ Ladenpreis etwa drei Euro.

Die ungewöhnliche Anti-Drohnen-Waffe ist eines der Exponate der Sonderausstellung „Know your Enemy“, die ab Freitag im Museum „Berlin Story Bunker“ zu sehen ist. Gezeigt werden Waffen und Ausrüstung, die Russlands Soldaten bei ihrer Invasion in die Ukraine benutzt haben. Manches ist komplett erhalten, von anderem sind nur Trümmerstücke übrig. Aber auch diese können Einblicke in die russische Kriegsführung geben, sagt Lenze.

Die meisten Exponate sind eine Leihgabe aus Kiew. Ein dortiges Museum steht seit Jahren mit Enno Lenzes Team in Kontakt, Lenze selbst war als Krisenreporter bereits kurz nach Beginn der Invasion in Kiew. Voriges Jahr ließ er ein russisches Panzerwrack als Mahnmal gegen den Krieg vor der russischen Botschaft Unter den Linden platzieren. Nun also die Ausstellung. Weshalb?

Zum Beispiel, um zu zeigen, mit welcher Brutalität Russlands Armee gegen die ukrainische Zivilbevölkerung vorgeht und systematisch Kriegsverbrechen begeht, sagt Wieland Giebel, der Kurator von „Know your Enemy“.

Das Exponat, das ihn besonders bewege, seien daher die Überreste eines Raketensprengkopfs des Typs 9M79K Totschka-U., die hinten links in der Ecke unweit des italienischen Abflussrohrs liegen. So ein Gehäuse kann mit bis zu 160 Kilo Sprengstoff bestückt werden. Auf einem Bildschirm sieht der Museumsbesucher, wie Russlands Armee diese Sprengköpfe gezielt in Wohngebiete steuerte und damit ganze Hochhäuser zerstörte.

Die Ausstellung demonstriert auch einen perfiden Trick: Direkt unter Panzerminen lassen russische Soldaten kleinere Personenminen in den Boden, sodass diese explodieren, sobald die Panzerminen entschärft werden. „Dazu muss man wissen, dass Minenräumung in der Ukraine meist nicht von Soldaten, sondern Zivilisten übernommen wird“, sagt Lenze. „Die sind auch hier das Ziel.“

Zwischen High-Tech und alter Sowjettechnik

Gezeigt werden allerhand Teile von Laserwaffen, Marschflugkörpern und viel Drohnenelektronik. Was dem Museumsdirektor beim Sichten des russischen Arsenals immer wieder auffalle: wie groß die Bandbreite sei zwischen „modernem High-Tech und räudigster Sowjettechnik, die schon damals miserabel und eben Ausdruck von Mangelwirtschaft war“. Beides werde gleichzeitig eingesetzt, und die Soldaten könnten jeweils nur hoffen, dass sie zu den Glücklichen zählen, die eine zeitgemäße Waffe zugeteilt bekommen anstatt einer komplett veralteten.

Beispielhaft stellen die Macher in einer Ecke sehr unterschiedliche Panzerabwehrwaffen aus, manche davon haben lediglich eine Trefferquote von drei Prozent. Die Museumsmacher verstehen solche Exponate also auch als sichtbare Belege gegen den Mythos der Unbesiegbarkeit der russischen Armee.

Ähnlich verhält es sich mit der Ausrüstung. In einer Vitrine zeigt das Museum ein modernes GPS-Gerät, das den eigenen Standort bis auf 20 Zentimeter genau angibt. Direkt daneben eine faltbare Landkarte, die eigentlich für Touristen gedacht ist – die aber russische Soldaten im Frühjahr 2022 als Orientierungshilfe bei ihrem fehlgeschlagenen Versuch nutzten, mit Panzern bis nach Kiew vorzustoßen.

Wandtafeln geben Informationen zur Invasion

Auf Wandtafeln erklärt die Ausstellung zudem den Verlauf und auch den Kontext der Invasion. Eine Tafel verdeutlicht die geopolitische Bedeutung der Ukraine. Eine andere listet die gröbsten Lügen auf, mit denen Putin seine Invasion zu rechtfertigen versucht. Eine dritte Tafel nennt SPD-Politiker, die lange die Nähe Putins suchten.

Zudem wird an unbekannte oder vergessene Statements erinnert. Etwa dass sich der frühere US-Präsident Bill Clinton heute mitverantwortlich für Russlands Invasion fühlt, weil er 1994 die Ukraine davon überzeugte, freiwillig ihre Atomwaffen aufzugeben. Im Gegenzug hatte Russland damals versprochen, die bestehenden Grenzen der Ukraine zu achten. Ohne diesen Deal, glaubt Clinton, wäre Russland im Februar 2022 kaum in sein Nachbarland einmarschiert.

Kurator Wieland Giebel hofft, dass die Ausstellung dabei helfe, Missverständnisse über den Krieg in der Ukraine aufzuklären. Eines dieser Missverständnisse sei die hierzulande weit verbreitete Überzeugung, die ukrainische Bevölkerung kriegsmüde und bereit sei, bei einer Verhandlungslösung Regionen wie die Krim an Russland abzutreten. „Ich denke, das ist eine Projektion“, sagt Giebel. Dahinter stecke vielmehr der eigene Wunsch vieler Deutscher, sich nach über zwei Jahren endlich nicht mehr mit Putins Invasion beschäftigen zu müssen.

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Für dpa berichtet Verena Schmitt-Roschmann am 26. Juni 2024 über die neue Ausstellung im Berlin Story Bunker. Sie zeigt erstmals erbeutete Waffen aus dem Krieg gegen die Ukraine. Noch interessanter findet sie jedoch etwas anderes.

«Know your enemy»: Kenn deinen Feind, so heißt eine neue Ausstellung im Berlin Story Bunker. Sie zeigt erstmals erbeutete Waffen aus dem Krieg gegen die Ukraine. Noch interessanter ist etwas anderes. Die Journalistin ist beeindruckt von den Frauen in Odessa, die zwei Tage vor Eröffnung der Ausstellung ein Video von sich gedreht und auf Instagram gepostet haben: „Explosionsleuchten und Rauch über Wohnhäusern in der Ukraine, wo solche Waffen eingeschlagen sind. Irgendwann kommt in dem Film eine Szene mit den Frauen beim Workout auf einem Dach in Odessa. Hinter ihnen, vielleicht ein, zwei Kilometer entfernt am strahlend blauen Himmel die riesige schwarze Wolke eines Angriffs. Aber die jungen Frauen machen einfach weiter mit ihrem Fitnessprogramm. Sie grinsen demonstrativ in die Handykamera. Ihre Botschaft: Du kannst uns mal, Putin.“

Verena Schmitt-Roschmann schreibt, dass beide, Wieland Giebel und Enno Lenze,  keinen Zweifel daran lassen, dass sie nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 nicht neutral sind. «Wir wollen auf alle Fälle die Ukrainer unterstützen und zeigen, dass der Mut und der Überlebenswille der Ukrainer da ist», sagt Giebel.

Lenze, so die Journalistin, sei überzeugt, dass die Ukraine diesen Angriffskrieg abwehren kann, wenn sie vom Westen mit entsprechenden Waffen ausgestattet wird.

Die beiden Ausstellungsmacher waren seit Beginn des Krieges immer wieder in der Ukraine.  2023 platzierten sie einen durch die Ukraine erbeuteten russischen Panzer vor die russische Botschaft in Berlin und erregten eine Menge Aufsehen. Dadurch sei ein so engen Draht zum ukrainischen Verteidigungsministerium entstanden, dass sie nun erstmals weitere erbeutete Waffen in Deutschland ausstellen dürfen – oder eben Trümmer davon.

An der Decke hängt der Motor und ein Rumpfteil einer iranischen Kamikazedrohne, darunter in einer Vitrine elektronische Bauteile aus von Russland eingesetzten Waffen und der GPS-Tracker eines russischen Soldaten. Daneben Panzerabwehrwaffen, Panzerminen, Antipersonenminen, Raketen-Fragmente, eine Wärmebildkamera.

Interessanter vielleicht als das Militärgut sind die Eindrücke, die Giebel und Lenze aus dem Kriegsland mitgebracht haben. Mit einer Drohne filmten sie die gespenstische Szenerie direkt an der Front ganz im Osten: verlassene, zertrümmerte Häuser, an denen ein einzelner Panzer vorbeischleicht – im Grunde ein «zerstörtes Nichts», um das trotzdem monatelang erbittert gekämpft wird, wie Lenze sagt. Das ist die eine Seite dieses Kriegs.

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In der B.Z. berichte am 26. Juni 2024  , dass diese Ausstellung erstmals die Schrecken des Russen-Krieges zeigt. „Know Your Enemy“, der Feind sei zu erkennen an seinen todbringenden Waffen. 10.000 ukrainische Zivilisten kosteten sie seit Februar 2022 schon das Leben. Selten sei eine Ausstellung so nah am Zeitgeschehen. Drohnen, Elektronik, Abwehrwaffen – das ganze Arsenal der russischen Armee, erbeutet auf ukrainischem Boden. Das ukrainische Verteidigungsministerium stellte sie Berlin Story Bunker zur Verfügung.

Dieser Kopf einer russischen KH-101-Rakete wurde gegen die Ukraine eingesetzt. Solche Marschflugkörper zerstörten in Lwiw ganze Häuserblöcke. Die originalen Teile sind erstmals außerhalb der Ukraine zu sehen Foto: Christian Lohse

Museumsdirektor Enno Lenze (41) war bereits wenige Wochen nach dem Beginn in der Ukraine. Wieland Giebel (74), Kurator des Museums: „Wir wollen zeigen, mit welcher Zerstörungskraft die Russen die Zivilbevölkerung angreifen. Das sind Terrorangriffe, die nichts mit der Front zu tun haben.

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In der Berliner Zeitung berichtet Elizabeth Rushton am 28. Juni 2024 von der Ausstellung: